Primzahlverteilung
Mathematik
Didaktik Seminar

Primzahlverteilung

Wie anfangs erwähnt, gibt es keine Konstruktionsvorschrift für Primzahlen , weil "... die Primzahlen, trotz ihrer einfachen Definition und Rolle als Bausteine der natürlichen Zahlen, zu den willkürlichsten, widerspenstigsten Objekten gehören, die der Mathematiker überhaupt studiert. Sie wachsen wie Unkraut unter den natürlichen Zahlen, scheinbar keinem anderen Gesetz als dem Zufall unterworfen, und kein Mensch kann voraussagen, wo wieder eine sprießen wird, noch einer Zahl ansehen, ob sie prim ist oder nicht." (Don Zagier)

Gleichzeitig gehorchen die Primzahlen aber auch gewissen Gesetzmäßigkeiten. Insbesondere deren Verteilung unter den natürlichen Zahlen lässt sich statistisch erstaunlich gut beschreiben. Wieder war es Gauß, der als Fünfzehnjähriger einen Zusammenhang fand und im Primzahlsatz formulierte.

Mit p(x) bezeichnete er die Anzahl der Primzahlen bis x.

Für p(x) ergiebt sich für 0x100 folgender Graph:

Dehnt man das Betrachtungsintervall aus, erhält man diese erstaunliche Veranschaulichung:

In Zahlen sieht das ganze folgendermaßen aus:

x
p(x)
x / p(x)

10
 
4
 
2,5
 
100
 
25
 
4,0
 
1000
 
168
 
6,0
 
10000
 
1229
 
8,1
 
100000
 
9592
 
10,4
 
1000000
 
78498
 
12,7
 
10000000
 
664579
 
15,0
 
100000000
 
5761455
 
17,4
 
1000000000
 
50847534
 
19,7
 
10000000000
 
455052512
 
22,0
 

Gauß hatte anhand ähnlicher Daten den Verdacht, dass das Verhältnis von x zu p(x) immer um den Faktor 2,3 ansteigt, wenn die Zehnerpotenz zur nächsten übergeht. Da 2,3 = ln(10) stellte er folgende Vermutung auf:

p(x) ~

Mit umfangreicheren Daten über p(x) stellte Legendre 1808 eine noch bessere Näherung auf:

p(x) ~

Ein anderer Ansatz, ebenfalls von Gauß, geht von der empirischen Tatsache aus, dass die Frequenz der Primzahlen um eine sehr grosse Zahl fast genau gleich 1 / ln(x) ist. Dadurch lassen sich erstaunlich präzise Vorhersagen über Primzahlen machen.
Demnach wäre die Anzahl der Primzahlen in einen Intervall der Länge a ungefähr a / lnx, wenn a klein genug im Vergleich zu x ist. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei vorgegebene Zahlen in der Nähe von x beide prim sind 1 / ln²x. Möchte man nun wissen, wieviel Primzahlzwillinge es in einem Intervall von x bis x+a gibt, so erwartet man ungefähr a/ ln²x. In der Tat sind es etwas mehr, denn ist ein primes n gefunden, so ist n+2 ungerade und damit wahrscheinlicher prim. Heuristische Argumente liefern eine Konstante von ungefähr 1,32·a/ ln²x.

Die Übereinstimmung mit der Theorie ist recht gut, wie folgende Tabelle belegt:

Primzahlen
Primzahlzwillinge
Intervall
erwartet
gefunden
 
erwartet
gefunden

100 000 000-
100 150 000 
8142
8154
 
584
601
1 000 000 000-
1 000 150 000 
7238
7242
 
461
466
10 000 000 000-
10 000 150 000
6514
6511
 
374
389
100 000 000 000-
100 000 150 000
5922
5974
 
309
276
1 000 000 000 000-
1 000 000 150 000
5429
5433
 
259
276

 


Andreas Beller, 20.07.2001